Work-Life-Balance

Im Zuge der Industrie 4.0 und den damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen werden viele Schlagwörter entwickelt, hinter denen Strategien zur Steigerung der Unternehmensattraktivität im Hinblick auf das Personal-Recruiting stecken. Teil einiger dieser Strategien und Konzepte ist die sogenannte Work-Life-Balance, welche immer stärker in den Fokus rückt.

Work-Life-Balance Definition

Work-Life-Balance steht für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Berufsleben und dem Privatleben von Menschen. Der Begriff kommt aus dem Englischen und bildet sich aus den Wörtern Arbeit (work), Leben (life) und Gleichgewicht (balance).

Work-Life-Balance Konzept

Eine gute Work-Life-Balance beruht auf einem angemessenen Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben sowie weiteren Bereichen des Lebens. Die Bereiche sind von den individuellen Bedürfnissen eines Einzelnen abhängig. Im Vordergrund des Konzeptes stehen insbesondere ein erfüllender Job, ein glückliches Familienleben und Privatleben sowie ein gesunder Körper, aber auch viele weitere Faktoren.

Die eigenen Ressourcen sollten weder für den Beruf noch für das Private einseitig verbraucht werden, damit der entsprechende andere Bereich wachsen kann.

Work-Life-Balance Maßnahmen

Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Maßnahmen, die ein Unternehmen zur Steigerung der Work-Life-Balance der Arbeitnehmer einrichten kann. Als gängige Maßnahmen gelten dabei

  • flexibel gestaltete Arbeitszeiten
  • flexibel gestaltete Arbeitsmodelle
  • ein ausgewogenes betriebliches Gesundheitsmanagement
  • eine gesunde und ausgewogene Küche für Mitarbeiter
  • betriebsinterne Kinderbetreuung
  • Möglichkeiten der Freizeitgestaltung im Betrieb
  • Förderung von sportlichen Aktivitäten der Mitarbeiter

Das Work-Life-Balance-Konzept ist jedoch nicht ohne Kritik.

Im Work-Life-Balance-Konzept ist die Arbeit ganz grundsätzlich der Gegensatz, der Feind des „wirklichen“ Lebens. Damit verschärft es die Burnout-Problematik sogar noch, statt ein Lösungsansatz zu sein.

Markus Frey

Das Wesen der Work-Life-Balance

Der Anglizismus Work-Life-Balance beschreibt die Balance zwischen den beruflichen Aufgaben bzw. Verpflichtungen und den Verpflichtungen des Privatlebens sowie anderer wichtiger Lebensbereiche des Arbeitnehmers. Als wesentlicher Kernpunkt dieser Strategie wird ein Beruf angesehen, der den Angestellten vollumfänglich erfüllt. Diese Sichtweise wird dann mit einem ausgewogenen, glücklichen Privatleben sowie einem gesunden Körper und weiterer positiver Aspekte des menschlichen Lebens verknüpft. Die Aspekte, die von dem Arbeitnehmer mit Priorität behandelt werden, sind natürlich individuell unterschiedlich und dementsprechend mit Faktoren der Sozialisation sowie den jeweiligen Eigenheiten des individuellen Arbeitnehmers verknüpft.

  • Jeder Arbeitnehmer als Mensch muss dementsprechend seine Energie effizient und gezielt für die Strategie der Work-Life-Balance einsetzen. Die Kernaussage der Work-Life-Balance besagt, dass die vorhandene Energie des Arbeitnehmers / Menschens sowohl für die beruflichen Verpflichtungen als auch für das Privatleben gleichermaßen ausgewogen verbraucht wird und dass keine Energien einseitig aufgewendet werden. Sowohl der Beruf als auch das Privatleben koexistieren in der Work-Life-Balance gleichermaßen, ohne dass ein Bereich den anderen Bereich unterdrückt.

Aus dem Konzept der Work-Life-Balance ergeben sich neue Strategien für die Arbeits- und Lebenswelt eines Arbeitnehmers, so etwa das Work-Life-Blending.

Die Arbeitgebervorteile der Work-Life-Balance

Obgleich jeder Arbeitgeber von seinem Arbeitnehmer 100 Prozent Einsatz für den Beruf einfordert, hat die Work-Life-Balance durchaus auch Vorteile für den Arbeitgeber. In der heutigen Zeit verfolgen viele Unternehmen das Ziel, für die Mitarbeiter eine sehr ausgewogene Work-Life-Balance durch gezielte Maßnahmen zu schaffen. Der Vorteil liegt in dem Umstand, dass durch diese Maßnahmen eine sowohl offene als auch überaus angenehme Kultur in dem Unternehmen geschaffen werden kann. Arbeitnehmer, welche es problemlos schaffen den Verpflichtungen des alltäglichen Privatlebens mit den beruflichen Verpflichtungen zu vereinbaren, können sich sehr viel stärker mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und sind dementsprechend auch rundherum zufrieden. Diese Mitarbeiter verbessern sowohl die Produktivität des Unternehmens als auch dessen Image, wodurch sich eine höhere Wettbewerbsfähigkeit auf dem konkurrenzgeprägten Arbeitgebermarkt ergibt.

Die Vorteile vom Work-Life-Balance Konzept im Allgemeinen

Ein Unternehmen, welches für die Work-Life-Balance seiner Mitarbeiter Sorge trägt, profitiert durch eine gesteigerte Retention. Die Mitarbeitermotivation, welche letztlich ein Zusammenspiel aus allgemeiner Zufriedenheit sowie Unternehmensidentifikation ist, lässt sich durch das Work-Life-Balance Konzept steigern. Diese erhöhte Mitarbeitermotivation führt dann auch zu einer merklichen Leistungsverbesserung der gesamten Belegschaft, da ein zufriedener Mitarbeiter automatisch zu einer Verbesserung des Gesamtklimas beiträgt. Durch dieses Gesamtpaket ist es letztlich dann auch einfacher, einen entsprechend guten Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden.

Aus diesem Grund sollte sich jedes Unternehmen, welches bislang die Strategie der Work-Life-Balance noch nicht für sich entdeckt hat, mit diesem Gedanken beschäftigen. Auf vielen Seiten im Internet, in denen Mitarbeiter ihre Unternehmen anonym bewerten können, gibt es entsprechendes Feedback für den Arbeitgeber. Potenzielle hoffnungsvolle Nachwuchskräfte, die im Zuge von Recruitingmaßnahmen für ein Unternehmen immer interessant sind, informieren sich im Vorwege auf eben jenen Seiten über die Arbeitgeber und treffen dann entsprechend ihre berufliche Entscheidung.

Ein vollzeitbeschäftigter OECD-Bürger verwendet im Durchschnitt 62% des Tages bzw. knapp 15 Stunden für seine Grundbedürfnisse (d. h. Essen, Schlafen usw.) sowie auf Freizeitaktivitäten (d. h. Familie, Freunde, Hobbys, Fernsehen usw.).

In Deutschland sind es 15,6 Stunden für Grundbedürfnisse und Freizeitaktivitäten im Durchschnitt.

Quelle: OECD Better Life Index

Ein angenehmer Nebeneffekt, welcher sich durch eine gesteigerte Work-Life-Balance heraus in zahllosen Fällen ergibt, liegt in der Bereitschaft zur Mehrleistung eines Mitarbeiters. In Arbeitsmodellen wie dem Home-Office werden, statistisch gesehen, erheblich mehr Aufgaben durch einen einzelnen Mitarbeiter erledigt, als es bei vergleichbaren Mitarbeitern direkt vor Ort der Fall ist. Mit den entsprechenden Maßnahmen kann ein Arbeitgeber folglich mit sehr geringen Mitteln das „Beste“ aus den Arbeitnehmern herauskitzeln. Was in Unternehmen ohne Optimierung der Work-Life-Balance Strategie zumeist nur durch das Mittel der Härte erreichbar ist und nicht annähernd den gleichen Effekt erzielt ist somit auch erheblich einfacher zu erreichen.

Praktische Beispiele für diese Maßnahmen

Sicherlich gibt es Berufsbilder, für die gewisse Maßnahmen zur Steigerung der Work-Life-Balance eines Mitarbeiters nur sehr bedingt möglich sind. Flexible Arbeitszeiten sind in Berufen, in denen eine 24-stündige Präsenz eines Menschen zwingend erforderlich ist, nur sehr schwer umsetzbar. Auch eine berufliche Tätigkeit in einem Home-Office ist für einen Arbeitnehmer in Vollzugsberufen des öffentlichen Dienstes oder bei der Feuerwehr ebenfalls nur schwer umsetzbar; allerdings können öffentliche Dienstherren bzw. Arbeitgeber sehr wohl für ein ausgewogenes betriebliches Gesundheitsmanagement Sorge tragen. Viele Arbeitgeber bieten die Möglichkeit an, durch gezielte Maßnahmen, wie beispielsweise Yoga-Training in den Pausen, für eine Entspannung der Mitarbeiter zu sorgen. Auch die gesunde und ausgewogene Küche in den Mitarbeiterkantinen ist längst schon keine Seltenheit mehr. Vegetarische Gerichte oder ein besonderer Fokus auf die Inhaltsstoffe der Nahrung sind sehr beliebte Maßnahmen, um dem Mitarbeiter des Unternehmens eine gesunde Ernährung zu bieten.

Für viele Mitarbeiter ist insbesondere die Kinderbetreuung neben dem beruflichen Alltag eine große Herausforderung. Ist das Kind erst einmal krank oder die eigentliche Kinderbetreuung erkrankt, so steht der Mitarbeiter des Unternehmens vor einem großen Problem. Durch eine betriebsinterne Kinderbetreuung beispielsweise in Form von eigens dafür engagierten Angestellten des Unternehmens kann dieses Problem massiv abgefangen werden, sodass der betroffene Mitarbeiter seinen Arbeitsalltag mit der vollen Konzentration bewältigen kann. Es hat sich bereits in vielen Studien gezeigt, dass Mitarbeiter von Unternehmen, die eine derartige betriebsinterne Betreuung anbieten, erheblich zufriedener und motivierter ihren Arbeitsaufgaben nachkommen. Eine derartige Maßnahme ist für die Unternehmen weder mit großen Kosten noch mit hohem Aufwand verbunden, um die Work-Life-Balance der Mitarbeiter zu steigern.