Was sind KEP-Dienste (Kurier-, Express- und Paketdienste)? Was steckt hinter dem Begriff KEP-Dienstleister und welche Auswirkungen hat die Digitalisierung hinsichtlich der Entwicklung des Marktes in diesem Bereich?

Was sind Kurier-, Express- und Paketdienste?

Der Begriff KEP-Dienst steht für die Abkürzung Kurier-, Express- und Paketdienst oder Postdienst und ist eine klar definierte Säule in der nationalen und internationalen Transport-Logistik. Gegenstand der Dienstleistung dieser KEP-Dienste ist der Transport von Paketen und Päckchen sowie Postsendungen unterschiedlicher Art bis hin zu kleinen Stückgütern mit einem Gewicht von häufig maximal rund 31 kg. International wird auch der Begriff „CEP service“, für „Courier, Express and Parcel“, verwendet.

KEP-Dienstleister Merkmal:

Durch klar definierte Beschränkungen der Transportobjekte hinsichtlich von ihrem Maß und Gewicht wird eine hohe Standardisierung respektive Unifizierung erreicht, welche die Abwicklung, den Umschlag sowie die Sortierung vereinfacht und zum Teil automatisieren lässt. Dadurch wird eine hohe Wirtschaftlichkeit erzielt und die Sendungen sind zuverlässig und schnell möglich.

Welche Arten von KEP-Diensten gibt es?

Unter den KEP-Diensten befinden sich klassische

  • Kurierdienste,
    deren Geschäftszweck es ist, Kuriersendungen aller Art bis zu einer gewissen Größe schnellstmöglich im Auftrag eines Einlieferers an dessen Kunden oder Empfänger auszuliefern. Dabei erfolgt die Zustellung auch oft zu Nachtzeiten oder am Wochenende. Von den Kurierdiensten werden zum Bespiel auch eilige Medizinprodukte wie Blutkonserven und Medikamente transportiert. Zu den Kurierdiensten zählen gerade in den Großstädten auch Fahrradkuriere, die besonders bei starkem Verkehrsaufkommen für kleinere Sendungen Vorteile in Schnelligkeit und Zustellqualität bieten. Weiterhin gibt es die bekannten
  • Paketdienste,
    die zum Beispiel auch die Warenbestellungen von Privatpersonen im Online-Handel ausliefern. Diese Paketdienste liefern in der Regel werktäglich zu den postüblichen Zustellzeiten aus. Dazu gehört auch die Zustellung im B2B-Bereich, also von Unternehmen zu Unternehmen. Mittlerweile sind auch
  • Expressdienste
    immer mehr am Markt vertreten, welche gegen Aufpreis die Sendungen mit einer Garantie eines bestimmten Zustelldatums ausliefern. Teilweise werden diese Sonderformen aber auch als Zusatzleistung von den herkömmlichen Paketdiensten angeboten.
Anzahl der Sendungen im KEP-Markt 2016 (in Mio. Stück)
Kurier 219
Express 292
Paket 2.525

Wie die von der Bundesnetzagentur beauftragte Studie „Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier- Express- und Paketdienstleistungen 2017“ zeigt (Quelle, PDF S. 21).

Zusätzliche KEP-Dienstleistungen

Die KEP-Dienste bieten im allgemeinen Wettbewerb auch immer mehr Zusatzdienstleistungen als Service und gegen Aufpreis an, wodurch sie sich von den speditionellen Angeboten der klassischen Logistik abgrenzen. Zu diesen Dienstleistungen gehören etwa die

  • Paketverfolgung
    Die Paketverfolgung ist heute Standard, welche online über den PC oder mobil via App vom Empfänger und Kunden, aber auch vom Versender verfolgt werden kann. Dabei bekommt der Versender oder Empfänger Zugriff auf die logistischen Daten der Zustellung. Er kann folglich genau sehen, in welchem Zustellungsbereich oder Status sich seine Sendung derzeit befindet. Einige Anbieter wie DPD ermöglichen sogar ein Online Tracking, bei dem der Kunde sehen kann, in welcher Straße sich das Zustellfahrzeug mit dem Paket aktuell befindet.
  • Bevorzugte Zustellung
    Hierbei wird dem Auftraggeber oder Empfänger die Zustellung auf schnellstem Wege und zu einem bestimmten Zeitpunkt garantiert. Dazu gehören beispielsweise Angebote wie Amazon Prime, die für Kunden kostenpflichtig sind. DHL als Partner von Amazon sorgt dann in der Praxis für die bevorzugte Zustellung.
  • Abliefernachweis
    Dieser ist ebenso üblich geworden. Er ermöglicht meist auch die Online-Verfolgung der Sendung. Mit dem Abliefernachweis hat der Auftraggeber auch die Beweismöglichkeit der ordnungsgemäßen Einlieferung, falls das Paket verloren geht und im Beförderungsvertrag zugesagte garantierte Schadensersatz- und Versicherungsleistungen geltend gemacht werden können.
  • Same Day Delivery
    Same Day Delivery (SDD) ist eine neuere Form des Expressdienstes im Rahmen der KEP-Dienste. Hierbei wird dem Auftraggeber und Kunden die Zustellung innerhalb desselben Tages oder sogar innerhalb eines bestimmten Zeitfensters fest garantiert. Dieser Service ist in der Regel aufpreispflichtig.

Für die Paket- und Sendungsverfolgung stellen die KEP-Dienstleister jeweils eigene Front-Ends zur Verfügung.


Häufig wird bei den Dienstangeboten nach physischen- und Informationsdienstleistungen abgegrenzt.

So gehört beispielsweise die Beförderung von kritischen Sendungen zu den physischen Dienstleistungen, während aufbereitete Berichte und fotografierte Pakete (zum Beispiel bei der Schweizer Post) zu den Informationsdienstleistungen gehören.

KEP-Dienstleister und Anbieter in Deutschland

In Deutschland ist der Markt an KEP-Diensten stark umkämpft. Neben dem populären Anbieter DHL sind auch immer mehr ausländische international tätige Anbieter und zum Beispiel Hermes von der Otto Gruppe am Markt tätig.

Bekannte KEP-Dienste in Deutschland sind etwa:

  • Deutsche Post DHL Group
  • DPD Deutschland
  • General Logistics Systems Germany (GLS)
  • Hermes Germany
  • United Parcel Service Deutschland (UPS)
  • GO! Express & Logistics
  • trans-o-flex Express

Einige dieser Dienstleister sind im Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK) vertreten.

Die großen KEP-Anbieter decken mit eigenen LKW- oder sogar Flugzeug-Flotten und eigenen sogenannten Hubs (Sammel- und Knotenpunkte für Umschlag und Verteilung) alle Stufen der Wertschöpfung weitestgehend selbst ab. Man spricht dabei im Transportwesen auch von „Hub and Spoke“.

Die Kurier-, Express- und Paketbranche steht immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. So genießen die Dienstleister bei Logistikentscheidern und Endverbrauchern häufig einen unterschiedlichen Ruf.

KEP-Software und -Schnittstellen für den Einsatz im Unternehmen

Die KEP-Zustellungs-Logistik ist heute ohne den intensiven Einsatz oft hoch spezialisierter Software nicht denkbar. Jedoch setzen KEP-Dienste entgegen von Speditionen in der Regel nicht auf standardisierte Schnittstellen wie UN/EDIFACT, EANCOM und NVE.

Um die Zustellung schneller zu machen und zu standardisieren, werden neben Front-Ends der eigenen Systeme in den Unternehmen auch proprietäre Schnittstellen eingesetzt. Ein ERP-System wie SAP mit der XSI-Schnittstelle (eXpress Shipper Interface als Teil von LE, Logistics Execution) ist prinzipiell auf Anwendungen in diesem Bereich vorbereitet. Die Integration in die SAP-Systeme von Unternehmen ist jedoch nur unter Zuhilfenahme von Middleware möglich.

Auswirkungen der Digitalisierung auf KEP-Dienste

Die Anzahl der Sendungen im KEP-Markt stieg in den 20 Jahren von 1996 bis 2016 um 117 Prozent an. Dabei hat insbesondere der Onlinehandel Einfluss auf dieses Wachstum, aber auch die Entwicklung des Außenhandels wirkt darauf insbesondere für das Expressgeschäft ein.

Während im Bereich der C2C-Sendungen in den vergangenen Jahren kaum ein Wachstum stattfand, stieg das Sendungsvolumen im B2B-Bereich im Jahr 2017 um 1,3 Prozent und im B2C-Bereich um 9,7 Prozent an – im Vergleich zum Vorjahr – wie die vom Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK) in Auftrag gegebene KEP-Studie 2018 (Quelle) zeigt.

Der tiefgreifende, strukturelle Wandel des Marktes birgt jedoch auch – insbesondere hinsichtlich der Digitalisierung und Automatisierung – groß Effizienzchancen. Somit stehen immer neue digitale Innovationen im Fokus der KEP-Branche.

Es ist Ziel der KEP-Dienste, die Zustellung immer mehr zu automatisieren. Durch GPS-gesteuerte Software und Tracking können sowohl der Kunde, als auch der KEP-Dienst, jederzeit den Standort des Fahrers lokalisieren. Damit ist auch die lückenlose Überwachung der Transportlogistik verbunden. Die Digitalisierung wird weiter dazu beitragen, dass Kosten und auch Personal als Faktor reduziert werden können. Es gibt bereits durch die Digitalisierung vollautomatisierte Lager und Zustellstützpunkte, in denen Roboter die Pakete zu den Zustellfahrzeugen transportieren. Die Digitalisierung wird auch den Zeitfaktor bei der Zustellung weiter reduzieren. Für Kostenfaktor wird in der Zukunft auch autonomes Fahren interessant sein.