Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen haben den Auftrag, die Interessen ihrer Beschäftigten zu vertreten – eine Aufgabe, die in einer sich ständig wandwelnden Arbeitswelt immer komplexer wird. Die Studie „HR-Realtalk: Gehalt, Sinn oder Flexibilität – Was zählt wirklich?“ zeigt klar, was Arbeitnehmende wirklich wollen und welche Verbesserungen sie von ihren Arbeitgebern erwarten. Die Ergebnisse liefern wertvolle Einblicke, die Gewerkschaften und Betriebsräte nutzen können, um sich gezielt für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Was uns am wichtigsten ist: Das Gehalt bleibt entscheidend
Eines wird in der Studie deutlich: Geld spielt eine zentrale Rolle für die Zufriedenheit der Arbeitnehmenden. 29,4 % der Befragten gaben an, dass ein gutes Gehalt für sie das wichtigste Kriterium im Job ist. Besonders bei der Generation Z (18–24 Jahre) steht das Gehalt im Fokus: 34 % priorisieren finanzielle Sicherheit sogar vor anderen Faktoren wie der Work-Life-Balance.
Doch es geht nicht nur um die Summe auf dem Konto. Arbeitnehmende wünschen sich faire und transparente Gehaltsstrukturen, die nachvollziehbar und regelmäßig überprüft werden. Ein gutes Gehalt ist oft der erste Schritt, um Wertschätzung auszudrücken, reicht jedoch allein nicht aus, um langfristige Zufriedenheit zu gewährleisten.
Schlechtes Arbeitsklima: Die unsichtbare Kündigungsfalle
Neben finanziellen Aspekten ist das Arbeitsklima ein weiterer zentraler Faktor, der die Bindung der Mitarbeitenden beeinflusst. Die Studie zeigt, dass ein schlechtes Arbeitsklima nach unzureichender Bezahlung der zweithäufigste Kündigungsgrund ist. Was macht ein Arbeitsklima schlecht? Unsere Befragten nannten vor allem diese drei Punkte:
- Hohe Arbeitsbelastung: 39,2 % der Arbeitnehmenden empfinden ihre Arbeitslast als überwältigend.
- Mangelnde Kommunikation: 31,8 % sehen unklare Strukturen und fehlende Absprachen als Hauptgrund für Konflikte.
- Überstunden:30,2 % beklagen zu viele Stunden, die oft auf Kosten der Freizeit gehen.
Arbeitnehmervertretungen müssen darauf drängen, dass Arbeitgeber Stressfaktoren erkennen und gezielt Maßnahmen ergreifen. Hohe Arbeitsbelastung und schlechte Kommunikation sind nicht nur schlecht für die Gesundheit der Belegschaft, sondern auch für die Produktivität des Unternehmens.
Flexibilität: Erwartungen der Belegschaft erkennen und fördern
Flexibles Arbeiten ist ein beliebtes Schlagwort, das jedoch oft pauschalisiert wird. Die Studie zeigt, dass nur 11 % der Arbeitnehmenden flexibles Arbeiten als oberste Priorität sehen. Und auch hinsichtlich der Arbeitsgestaltung lassen sich keine allgemeinen Aussagen, aber gewisse Tendenzen ableiten: 28 % der Männer wünschen sich eine 4-Tage-Woche, während 24,4 % der Frauen lieber die Möglichkeit haben, Homeoffice zu machen.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Flexibilität individuell betrachtet werden muss. Ein einheitliches Modell wird den unterschiedlichen Lebenssituationen der Belegschaft nicht gerecht. Arbeitnehmervertretungen sollten dafür kämpfen, dass flexible Modelle allen zugutekommen – unabhängig von Geschlecht, Berufsgruppe oder Karrierestufe.
Unternehmenskultur: Werte, die gelebt werden
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die moralische Ausrichtung der Unternehmen. 40 % der Befragten gaben an, dass die Werte ihres Arbeitgebers mit den eigenen übereinstimmen müssen. Dies betrifft vor allem Bereiche wie Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit.
Die Herausforderung besteht darin, dass diese Werte nicht nur als Lippenbekenntnisse kommuniziert, sondern tatsächlich im Arbeitsalltag umgesetzt werden. Arbeitnehmervertretungen spielen hier eine Schlüsselrolle, um die Einhaltung von Standards zu überwachen und Diskriminierung sowie Ungleichbehandlung entgegenzuwirken.
Die Generationen im Vergleich: Unterschiedliche Erwartungen berücksichtigen
Die Bedürfnisse der Arbeitnehmende unterscheiden sich je nach Altersgruppe deutlich. Während jüngere Generationen wie die Gen Z klare Entwicklungsperspektiven und finanzielle Sicherheit priorisieren, legen ältere Generationen mehr Wert auf sinnvolle Tätigkeiten und eine gute Work-Life-Balance. 70 % der 45- bis 50-Jährigen gaben an, dass ihnen eine spannende oder sinnvolle Tätigkeit wichtig oder sehr wichtig ist.
Dies zeigt, dass Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen generationenspezifische Ansätze entwickeln müssen, um alle Mitglieder der Belegschaft effektiv zu vertreten.
Konkrete Forderungen an Arbeitgeber: Das wünschen sich Arbeitnehmende
Die Studienergebnisse lassen klare Forderungen an Arbeitgeber ableiten:
- Faire Gehaltsstrukturen:
- Arbeitnehmende erwarten transparente Kriterien für Gehaltserhöhungen und Boni.
- Besonders junge Mitarbeitende möchten finanzielle Sicherheit mit Entwicklungsmöglichkeiten kombinieren.
- Ein positives Arbeitsklima:
- Unternehmen müssen klare Maßnahmen gegen Überstunden und hohe Arbeitsbelastung ergreifen.
- Regelmäßige Feedbackgespräche und offene Kommunikation können Konflikte vermeiden.
- Flexible Arbeitsmodelle:
- Hybride Modelle, die Homeoffice und Präsenzzeiten kombinieren, sollten Standard werden.
- Arbeitgeber müssen die verschiedenen Bedürfnisse der Belegschaft berücksichtigen – von der 4-Tage-Woche bis zu flexiblen Stundenmodellen.
- Glaubwürdige Unternehmenskultur:
- Diversität und Inklusion dürfen keine leeren Versprechen bleiben, sondern müssen aktiv gefördert werden.
- Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind Themen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Ein Auftrag an die Arbeitnehmervertretungen
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass die Erwartungen der Arbeitnehmenden heute vielfältiger denn je sind. Gewerkschaften und Betriebsräte müssen sich dafür einsetzen, dass diese Bedürfnisse nicht nur gehört, sondern auch erfüllt werden.
Ein starker Fokus auf faire Bezahlung, ein positives Arbeitsklima und Flexibilität kann dazu beitragen, die Zufriedenheit und Loyalität der Belegschaft langfristig zu sichern. Dabei müssen generationenspezifische Unterschiede berücksichtigt und klare Forderungen an die Arbeitgeber gestellt werden.
Die Studie „HR-Realtalk: Gehalt, Sinn oder Flexibilität – Was zählt wirklich?“ liefert die Grundlage, um diese Forderungen zu untermauern und Verhandlungen fundiert zu führen. Nutzen Sie die Ergebnisse, um die Interessen Ihrer Arbeitnehmenden aktiv zu vertreten und eine gerechtere Arbeitswelt zu gestalten.
