Der Start-up Hotspot Berlin verspricht die besten Voraussetzungen für junge Unternehmer und Unternehmerinnen. Dennoch ist der Boom nicht ganz ungetrübt, denn viele Berliner Start-ups haben mit oft trivialen Problemen zu kämpfen, verursacht durch den Hype um diese Szene.
Trend der E-Commerce- und Fin-Tech-Unternehmen im Berliner-Umfeld.
Die Berliner Start-up Szene und alle ihre Facetten
Berlin fokussiert. Längst schon hat die deutsche Bundeshauptstadt ihr jahrelang gepflegtes Image „arm aber sexy“ hinter sich gelassen und sich vielmehr zu einer florierenden Landschaft für junge Unternehmer und Start-ups entwickelt. Die Berliner Start-up Szene ist in Deutschland regelrecht legendär und dementsprechend gibt es auch in kaum einer anderen Stadt, mit Ausnahme von Hamburg, München, Köln, Düsseldorf sowie Frankfurt, derartig viele neue Unternehmensgründungen in diesem Bereich.
Insbesondere bei Start-ups mit Umsätzen bis zu 25.000 Euro pro Jahr hat die Hauptstadt die Nase um Längen voraus. Gerade kleine Unternehmungen profitieren von der kreativen Umgebung, den Möglichkeiten des Austausches und den verhältnismäßig geringen Investitionskosten. Aber auch Firmen mit mehr als 25 Millionen Euro Umsatz pro Jahr sehen hier den besten Standort in Deutschland. Diese Struktur bringt natürlich Vorteile, wie auch Nachteile mit sich.
Die Start-up Szene von Berlin ermöglicht jungen Existenzgründern viele Kontakte und einen vergleichsweise guten Start in das Business-Leben, auch wenn der Standort Berlin sowie das gesamte Umfeld für junge, wachstumsstarke und innovative Unternehmen von gestandenen Unternehmern nicht immer nur unkritisch gesehen wird.
Große Konkurrenz ist vorhanden
Einer der größten Kritikpunkte, welche sich die Berliner Start-up Szene ausgesetzt sieht, ist die Frage nach der Chance eines neu gegründeten Unternehmens auf dem lokalen Markt. Bei dieser Frage scheiden sich die Geister, da es in fast jeder Branche und jedem Branchensektor bereits mindestens einen Anbieter auf dem Markt gibt. Ein junger Start-up, der in Berlin Fuß fassen möchte, braucht daher in erster Linie gute Kontakte und vor allen Dingen Geduld. Die Frage der Finanzierung in der Anfangsphase ist dabei entscheidend und selbstverständlich müssen die weiteren tragenden Säulen bestehend aus
- Angebot und Nachfrage
- Preis-/Leistungsverhältnis
- Wirtschaftlichkeit des Unternehmens
- mittel- und langfristiger Businessplan
- Notfallplan für Krisenzeiten
bei dem jungen Unternehmen geklärt sein. Mit einem guten Rundum-Paket jedoch bietet die Start-up Szene in Berlin sehr gute Chancen, sofern der junge Existenzgründer weiß, wo entsprechende Kontakte geknüpft werden können. Neben Kontakten zu anderen Start-uplern gibt es auch die Chance, mit der potenziellen Kundenschaft auf Tuchfühlung zu gehen und direkt eine Kundenbasis durch persönlichen Kontakt zu schaffen.
Die angesagtesten Hotspots in der Hauptstadt
Ein junger Existenzgründer muss natürlich wissen, welche Marktentwicklungen zu erwarten sind. Dieses Wissen lässt sich am besten in der Praxis in Erfahrung bringen, weshalb der Besuch der beliebtesten Berliner Start-up Hotspots durchaus empfehlenswert ist. Auch, wenn die Bundeshauptstadt riesig ist, treffen sich viele der Start-up Szene Berlin in den gleichen Cafés, Restaurants und Bars.
Die Top-Lokale: Sankt Oberholz, Einstein Kaffee, Soho House & Co
Sankt Oberholz
Als wahrer Anlaufpunkt Nummer eins gilt hierbei die Lokalität „Sankt Oberholz“, welche am Rosenthaler Platz zu finden ist. Hier tummelt sich ein großer Teil der Szene und im zweiten Geschoss, ein Coworking-Space, können sehr viele interessante Business-Kontakte geknüpft werden. Zumindest der Legende nach fanden hier SoundCloud oder Brands4Friends ihr Gründungsfundament.
Einstein Kaffee
Auch das „Einstein Kaffee“, welches sich direkt an der Julie-Wolfthorn-Straße befindet, war schon die Geburtsstätte von so manchem später sehr erfolgreichen Start-up Unternehmen. Im Hause des Inkubators Project A gelegen wird es auch heute noch stark frequentiert.
Soho House
Das berüchtigte Soho House ist im Vergleich zu diesen Cafés exklusiv. Lediglich Mitglieder erhalten Zugang zu dem Hotspot, an welchem sehr häufig Business-Meetings durchgeführt werden.
Weitere sehr beliebte Hotspots sind:
- King Size, Friedrichstrasse
- Kohlenquelle, Ecke Prenzlauer Berg und Kopenhagener Straße
- Grill Royal, Friedrichstraße
- Concierge Coffee, Paul-Lincke-Ufer
- Berlin-Theke, Oranienburger Tor
- Schmittz, Torstraße
- Duddu, Torstraße
Darüber hinaus trifft man sich hier für Business-Gespräche:
- Odessa Bar, Torstraße
- Kitty Cheng, Torstraße
- Katz Orange, Bergstraße
- Roma, Friedrichstrasse
Ist bei dem Start-up die Frage der Finanzierung noch nicht abschließend geklärt, kann es durchaus sehr sinnvoll sein, einen Investor zu finden. Hierfür gibt es kaum einen besseren Ort, als das „Borchardt“ in der Französischen Straße, welches für seine Schnitzel weltberühmt ist. Dieses Lokal ist ein Anlaufpunkt für Prominente und legt daher großen Wert auf Verschwiegenheit und Diskretion. Vom Hollywood-Star bis hin zum Wirtschaftsmagnaten kann hier alles getroffen werden, was irgendwie Rang und Namen hat. Für so manchen Start-up bietet sich bei einem persönlichen Gespräch die Chance des Lebens.
Auch, wenn sich die Start-up Szene in Deutschland gut entwickelt, fällt sie im Europa-Vergleich zurück.
Die Problematik der Berliner Start-up Szene
Obgleich Berlin als das Paris an der Spree angesehen wird, gibt es gerade im Hinblick auf die Berliner Start-up Szene durchaus kritische Stimmen. So wird insbesondere die Entwicklung sehr skeptisch betrachtet, da im vergangenen Geschäftsjahr viele Start-ups den ganz großen Wurf auf dem Markt nicht vollziehen konnten. Dies hatte zur Folge, dass die Start-up Szene Berlin an sich im welt- und europaweiten Vergleich „geschwächt“ wurde. Zwar ist Berlin noch immer die Start-up Hauptstadt Deutschlands, doch gibt es in Europa weitaus bessere Möglichkeiten, den Start auf dem unternehmerischen Sektor zu vollziehen.
Eines der Hauptprobleme, welches gestandene Unternehmer bei der Berliner Start-up Szene sehen, ist das Selbstverständnis. Die Start-up Szene Berlins steht mittlerweile in dem Ruf der Selbstüberschätzung. Die eigene Wahrnehmung deckt sich immer häufiger nicht mit den realistischen Gegebenheiten, sodass viele Start-ups unter völlig falschen Voraussetzungen starten und ihren eigenen Ansprüchen nicht oder nur unzureichend gerecht werden können. Dies wirft dann jedoch das Licht auf die gesamte Berliner Start-up Szene, sodass sich der Ruf nicht weiter verbessern kann. Der Ruf einer Szene ist jedoch entscheidend für den Zuwachs und viele gestandene Unternehmer befürchten auf lange Sicht gesehen eine Abwanderung der jungen Existenzgründer in andere Städte und Länder.
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