Die Walt-Disney-Methode (auch Walt-Disney-Strategie, im Englischen Disney method) ist eine von vielen Kreativitätstechniken zur Ideenfindung und Ideensammlung, welche in Form eines Rollenspiels (in Gruppen oder auch von Einzelpersonen) stattfindet. Häufig findet das Verfahren zur Steigerung der Kreativität im Bereich der Werbung Anwendung.
Nahezu jeder Mensch auf der Welt kann mit dem Namen Walt Disney etwas anfangen, da der amerikanische Trickfilmzeichner und Filmproduzent weltweit bereits zu Lebzeiten eine Legende wurde. Von den Kindern weltweit und von den Erwachsenen respektiert vereinte Walter Elias Disney bis zu seinem Tode zahlreiche Eigenschaften in sich und er hinterließ ein regelrechtes Imperium, welches bis zum heutigen Tag andauert. Walt Disney hinterließ jedoch neben Geld und Vergnügungsparks in Amerika und Europa noch etwas, was sich viele Unternehmen heutzutage zunutze machen: die Walt-Disney-Methode. Diese Kreativitätsmethode wird heutzutage von zahlreichen Unternehmen vor der Umsetzung eines Projekts eingesetzt, um das Projekt bestmöglich realisieren zu können.
Was ist die Walt-Disney-Methode?
Im Grunde genommen handelt es sich bei der Walt-Disney-Methode um eine erweiterte Form von Brainstorming, bei welchem ein geplantes Projekt aus drei (oft auch vier) verschiedenen festgelegten Sichtweisen („Denkräumen“) betrachtet und diskutiert wird. Das Kernelement der Walt-Disney-Methode liegt darin, dass diese drei beziehungsweise vier Sichtweisen sich sowohl abseits der herkömmlichen unternehmerischen Sichtweisen bewegen, als auch den Bezug zur unternehmerischen Realität bewahren, da sie sich sowohl mit dem bislang Undenkbaren, als auch mit Kritik sowie einer neutralen Sichtweise beschäftigen. Auf diese Weise kann der kreative Ausstoß, den ein Brainstorming erzeugen soll, äußerst wirksam vervielfacht werden.
Walt-Disney-Methode anwenden: Schritt für Schritt Anleitung
Damit die Walt-Disney-Methode branchenübergreifend für ein Unternehmen zum Zwecke des Brainstormings genutzt werden kann ist es erst einmal erforderlich, dass die vier Sichtweisen
- Träumer
- Kritiker
- Realist
- neutraler Betrachter
von den richtigen Teilnehmern besetzt werden. Der neutrale Betrachter ist dabei optional, häufig jedoch hilfreich. Ein Unternehmen, welches sich die Walt-Disney-Methode zunutze machen möchte, muss die Charaktereigenschaften des Personals gut kennen. Der Träumer fungiert hierbei als Ideengeber mit Kreativität während hingegen der Kritiker als Qualitäts-Manager sowie Fragensteller aktiv ist. Der Realist hat die Rolle des Machers inne und überprüft dabei die Ideen des Träumers auf die praktische Umsetzbarkeit. Der neutrale Betrachter fungiert lediglich in der Rolle des Beobachters und Beraters (oder auch Moderators).
Nachdem die Teilnehmer der Walt-Disney-Methode von dem Unternehmen ausgewählt wurden ist ein stiller Raum mit vier Sitzmöglichkeiten sowie dem benötigten Equipment erforderlich. Jeder Teilnehmer sollte dabei einen fest zugewiesenen und markierten Platz erhalten, damit die angedachte Rolle direkt ausgefüllt werden kann. Die Walt-Disney-Sitzung wird dabei von dem neutralen Betrachter begonnen, welcher die Grundproblematik erläutert und das Problem analysiert. Während hingegen die anderen Rollen dann damit beginnen, eine Lösung für die Grundproblematik zu finden. Die Brainstorming-Sitzung verläuft solange, bis ein für alle Beteiligten zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wurde.
Üblicher Ablauf
- neutraler Betrachter
- Träumer
- Kritiker
- Realist
- neutraler Betrachter
Die Walt-Disney-Methode kann sowohl als Einzeltechnik, als auch in der Gruppe durchgeführt werden. Bei beiden Varianten ist es jedoch unerlässlich, dass die jeweiligen Perspektiven im Verlauf des Brainstormings durch einen Sitzwechsel durchgetauscht werden damit die jeweilig andere Sichtweise gut nachvollzogen werden kann. Sowohl in der Einzel- als auch in der Gruppentechnik wird die Walt-Disney-Methode jeweils aus der Sicht des neutralen Betrachters oder Träumers gestartet. In der gängigen Praxis ist jedoch die Gruppentechnik deutlich effektiver, da sie erheblich mehr Kreativitätsausstoß sowie Gedankengänge produziert.
Als wichtige Grundregel der Walt-Disney-Methode gilt dabei der Grundsatz, dass jede Rolle das gleiche Recht innerhalb der Diskussion hat und dass dementsprechend jeder Teilnehmer die Gelegenheit erhält, seine Sichtweise den jeweils anderen Rollen darzulegen. Bedingt durch den Umstand, dass die Rollen im Verlauf der Ideenfindung und Ideensammlung durchgetauscht werden, erweitern sich die Sichtweisen der beteiligten Personen um ein Vielfaches und die Teamfähigkeit der scheinbar unvereinbaren Sichtweisen werden geschärft, so dass ein effektiveres Ergebnis für das Unternehmen zustande kommen kann. Die Sitzung wird letztlich durch den neutralen Betrachter wieder beendet, so dass sich der Kreis des Brainstormings schließen kann.
Typische Arbeitsaufträge der Rollen
Nachfolgend werden typische Fragen für die einzelnen Rollen und Perspektiven vorgestellt, welche dem Arbeitsblatt „Walt-Disney-Methode“ der Initiative „Unternehmergeist in die Schulen“ angelehnt sind.
Träumer:
- Was fällt mir allgemein dazu ein?
- Was wäre schön?
- Was wäre ideal?
- Was ist mein Traum?
Kritiker:
- Was wurde übersehen?
- Halte ich das für möglich?
- Ist das realisierbar?
- Was kann nicht funktionieren?
- Was kann verbessert werden?
- Welche Risiken gibt es?
Realist:
- Was fühlt man bei dieser Idee?
- Wie kann es realisiert werden?
- Was wird dafür benötigt?
- Welche Grundlagen sind bereits vorhanden?
- Kann der Ansatz getestet werden?
- Wer kann sich darum kümmern?
Hintergrund & Geschichte
Seinen Namen verdankt die Walt-Disney-Methode dem Umstand, dass auch die Legende Walter Elias „Walt“ Disney mehrere Charaktere in sich vereinte. Personen aus seinem direkten Umfeld beschrieben den berühmten Filmproduzenten und Zeichentrick-Pionier als einen Träumer, für den nichts unmöglich war, sowie auch als einen großen Kritiker und Realisten. Diese Mischung war es letztlich, welche den großen Erfolg des Unternehmens Walt Disney überhaupt erst möglich machte, so dass das amerikanische Unternehmen für unzählige andere Unternehmen weltweit zu einem Vorbild wurde. Die Walt-Disney-Methode ist jedoch in der heutigen praktizierbaren Form eher eine Weiterentwicklung des Brainstorming-Modells „Six Thinking Hats“, welche von Edward de Bono entwickelt wurde.